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22.08.22 –
Bündnisgrüne aus den drei deutschen Kohleregionen und Akteure von Lausitzer Initiativen tauschten sich am Freitag am Cottbuser Ostsee über die Wasserkrise und den Kohleausstieg 2030 aus. Gemeinsam mit den beiden Bundestagsabgeordneten und Mitgliedern im Ausschuss für Klimaschutz und Energie Kathrin Henneberger aus dem Rheinland und Bernhard Herrmann aus Sachsen wurden insbesondere die Auswirkungen der Kohleverstromung im Kraftwerk Jänschwalde auf den Wasserhaushalt in der Lausitz erörtert.
Laut Infotafel-Angaben des Bergbaubetreibers LEAG am Einlaufbauwerk bei Lakoma hat der noch nicht einmal zur Hälfte gefüllte Cottbuser Ostsee innerhalb der letzten 4 Wochen ca. 5 Millionen Kubikmeter Wasser verloren. Demnach lag das wassergefüllte Randschlauchvolumen am 11. August 2022 bei 73 Millionen Kubikmetern. Knapp einen Monat vorher waren es noch 78 Millionen Kubikmeter (Stand 14. Juli 2022).
„Wegen des Wassermangels der vier Dürrejahre in Folge ist die Flutung des Ostsees aus der Spree auch in diesem Jahr ausgesetzt worden. Die extreme Trockenheit befeuert zudem die Verdunstung“, erklärt Winfried Böhmer vom Aktionsbündnis Klare Spree. Ursprünglich sollte Ende des Jahres 2022 eine geschlossene Seedecke hergestellt sein. Aktuell sei der See nach Angaben der LEAG jedoch lediglich zu 42 Prozent gefüllt. Eine Vertreterin des Umweltnetzwerks Grüne Liga wies darauf hin, dass derzeit noch nicht einmal die tiefen Ränder des ehemaligen Tagebaus Cottbus Nord gefüllt seien.
„Mit Blick auf die energiepolitischen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist es richtig, die Energie-Versorgungssicherheit auf den Prüfstand zu stellen. Es darf bei der Entwicklung entsprechender Energie-Alternativen jedoch nicht die Versorgungssicherheit mit Wasser gefährdet werden“, betonte die Kreisvorsitzende der Bündnisgrünen Spree-Neiße Heide Schinowsky.
Die beiden Bundestagsabgeordneten bekräftigten, dass die Frage nach den zur Verfügung stehenden Wasserressourcen bei der Erarbeitung des Ersatzkraftwerkebereitstellungsgesetzes eine zentrale Rolle gespielt habe. „Ob die beiden in Sicherheitsbereitschaft befindlichen Blöcke vom Kohlekraftwerk Jänschwalde wieder ans Netz gehen können, hängt nun maßgeblich von zur Verfügung stehenden Wasserressourcen ab“, sagte Bernhard Herrmann.
„Wir dürfen keinesfalls die Klimakrise aus den Augen verlieren“, mahnte Kathrin Henneberger. „Falls in diesem Winter mehr Kohlekraftwerke laufen sollten, muss die Mehrbelastung mit dem klimaschädlichen Gas CO2 an anderer Stelle kompensiert werden. Die brutale Realität der Klimakrise wird uns derzeit mit trockenen Flüssen quer durch Deutschland vom Rhein über Donau, Elbe, Weser und Spree vor Augen geführt“, so die Bundestagsabgeordnete aus dem Rheinland. „Auch deshalb halten wir am Ziel des Kohleausstiegs 2030 in der Koalition fest“, unterstrich Herrmann.
„Für den Strukturwandel ist es essenziell, dass wir genug und sauberes Wasser haben. Auf der einen Seite werden neben dem Cottbuser Ostsee noch weitere zukünftige Seen geflutet, die auf genügend Wasser angewiesen sind. Auf der anderen Seite benötigen auch weitere Industrieansiedlungen ausreichend Wasser“, sagt Ricarda Budke, die strukturwandelpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion in Brandenburg: „Wenn die Klimakrise weiter voranschreitet, verschärft das auch die Herausforderungen, mit denen wir jetzt schon in der Lausitz zu tun haben. Daher gilt umso mehr die Klimakrise konsequent zu bekämpfen und zugleich an Lösungen für die jetzt schon bestehende Wasserproblematik in der Region zu arbeiten“, so die Lausitzer Landtagsabgeordnete.
Jens Hausner von der Initiative „Pro Pödelwitz“ aus Mitteldeutschland regte an, dass die drei Kohleregionen in der Wasserfrage noch enger zusammenarbeiten. Die Anregung traf bei den Lausitzer Bündnisgrünen auf offene Ohren. Auf ihrer Wasserkonferenz Anfang Juni dieses Jahres in der Messe Cottbus hatten sie die Idee entwickelt, für die Bewältigung der Wasser-Problematik und zur Sicherung des Wasserhaushalts eine Kommission auf Bundesebene einzurichten.
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