BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

KREISVERBAND COTTBUS

Was geht mich der Klimawandel an?

08.03.18 –

Die durch steigende Treibhausgasemissionen verursachte globale Erwärmung belastet das Klimasystem der Erde. Extreme Wetterereignisse – Stürme, Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Überschwemmungen – nehmen zu, Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt. Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht, Wasserressourcen und Böden erschöpfen. Veränderte Niederschlagsmuster und extreme Wechsel aus Trockenheit und Fluten führen vielerorts zu schweren Schäden in der Landwirtschaft.

Brandenburg ist dabei keine Insel der Seligen. Im Gegenteil. Der Klimawandel könnte für das Land Brandenburg weitreichendere Folgen haben als für die übrigen Bundesländer. Nach Szenarien des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) wird Ostdeutschland bis zum Jahr 2100 stärker unter Trockenheit zu leiden haben. In manchen Gebieten werden um bis zu 30 Zentimeter weniger Regen fallen als heute. Zugleich nehmen Starkwetterereignisse zu: Vor kurzem gab es eine PIK-Studie zu Hochwasserereignissen und davon betroffenen Menschen weltweit bis 2014. Die Zahl der betroffenen Brandenburger wird sich demnach verachtfachen!!

Wir erinnern uns: Im letzten Frühjahr war es in Brandenburg so warm, dass sich die Blüten der Obstbäume viel früher entwickelten als normalerweise. Doch Ende April erlebten Landwirte und Kleingärtner*innen dann ein böses Erwachen: Wegen eines plötzlichen Wetterumschwungs erfroren viele der Blüten. Bei manchen Sorten wie Süßkirschen oder Pflaumen gab es einen Totalverlust. Die Schäden gingen in die Millionen. Extreme Wetterlagen wie diese sind inzwischen schon fast zur Normalität geworden.

Doch wir dürfen nicht vergessen: In Deutschland werden wir mit den Klimafolgen besser klarkommen als Betroffene in den meisten anderen Regionen der Erde! Eine aktuelle Karte von Ska Keller, Vorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion im Europa-Parlament zu Fluchtursachen zeigt: Die Auswirkungen des Klimawandels treiben schon heute weltweit Millionen Menschen in die Flucht!

Anschaulich wird dies auf einer Weltkarte der Fluchtursachen.

In den betroffenen Regionen der Welt sind die Lebensgrundlagen der Menschen mitunter so bedroht, dass vielen oft keine andere Wahl bleibt, als ihre Heimat zu verlassen. Zu den Brennpunkten klimabedingter Migration zählen das dicht bevölkerte Süd- und Ostasien, die Inselstaaten in Asien & Pazifik sowie die Karibik, Nordafrika und die Sahelzone.

Der Klimawandel ist aber mitunter auch indirekt Fluchtursache. Heute geht man beispielweise bei Geflüchteten aus Syrien davon aus, dass die Menschen vor dem Krieg fliehen. Das stimmt auch. Laut einer Untersuchung der University of California kommen hierbei aber auch Auswirkungen des Klimawandels zum Tragen: In Syrien gab es von 2007 bis 2010 eine mehrjährige extreme Dürre. Die Autoren kommen zu der Einschätzung, dass der Klimawandel sowie eine verfehlte Agrarpolitik Syrien besonders verwundbar machte.

Nach Angaben des International Displacement Monitoring Centre (IDMC) sind seit 2008 aufgrund von Naturkatastrophen jährlich 26,4 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen worden. Diese Zahl bedeutet, dass jede Sekunde ein Mensch vertrieben wird. Greenpeace geht von etwa 200 Millionen Klimaflüchtlingen weltweit in den nächsten 30 Jahren aus, wenn sich der menschengemachte Klimawandel so wie bisher fortsetzt. Die Folgen von Umweltzerstörungen treffen vor allem die Schwächsten. Kinder, Frauen und ältere Menschen bleiben zurück.

Weil wir uns ja mitten in der Frauenwoche befinden ein Hinweis: Mindestens die Hälfte der Menschen, die sich weltweit auf der Flucht befinden, sind Mädchen und Frauen. Allerdings merken wir hier in Europa davon nicht so viel. Viele Frauen schaffen es lediglich über die Grenze ihrer Heimat ins Nachbarland.

Auf die beschwerliche Reise nach Europa hingegen begeben sich überwiegend Männer. Auch der Großteil der in Deutschland Ankommenden sind Männer. 2014 wurden laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nur 33,4 % der Asylanträge von Frauen und Mädchen gestellt.

Auf der Flucht sind die Frauen meistens auf sich selbst gestellt. Werden sie aus ihrer Heimat vertrieben, so müssen sie sich oft mit ihren minderjährigen Kindern durchschlagen. Unter widrigsten Bedingungen müssen sie horrende Schmuggelkosten aufbringen. Sie sind der Willkür von Schleusern ausgesetzt, die nicht selten ihre Schutzlosigkeit ausnutzen. Schmuggler würden mit Menschenhändlern gemeinsame Sache machen, um Frauen und Mädchen in die Prostitution zu zwingen, berichtet die Europäische Frauenlobby (EWL).

Die Trennung von der Familie ist ein zentrales Integrationshemmnis. Wer ständig Angst um seine engsten Angehörigen in Syrien hat, hat weniger Kraft, hier in Deutschland anzukommen. Wer an seine Familie denkt und sich sorgt, kann sich nicht auf Integrationskurs, Schule, Ausbildung oder den neuen Job konzentrieren. Wer Integration will, muss Geflüchteten, die wahrscheinlich viele Jahre in Deutschland leben werden, Perspektiven auf ein Zusammenleben mit den Familien bieten. Ihre Grundrechte dürfen nicht beschnitten werden. Daher setzen wir Grünen uns für den Familiennachzug ein.

Die beste Flüchtlingspolitik bewahrt die Menschen davor, ihre Heimat überhaupt erst verlassen zu müssen. Als Energiepolitikerin versuche einen Beitrag dazu zu leisten, den Klimawandel einzudämmen. Wir müssen endlich raus aus der Braunkohle. Auf Deutschland wird weltweit kritisch geschaut: Wir werden als Vorbild beim Ausstieg aus Atom und Kohle wahrgenommen. Wenn wir die Energiewende nicht bei uns hinbekommen, schadet das entsprechenden Anstrengungen weltweit.

Erst Ende Februar erreichte uns ein Hilferuf der polnischen Grünen: Ihr dürft nicht scheitern. Ihr seid das Vorbild für uns. Bei unserem östlichen Nachbarn setzt die erzkonservative Regierung frontal auf Kohle. Umso mehr müssen wir in Brandenburg zeigen, dass und wie der Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien gelingen kann. Wir werden demnächst einen Austausch mit Lokalpolitikern und Initiativen aus Kohleregionen organisieren. Jeder kleine Schritt ist wichtig. Alleine auf Regierungen zu warten, wird nicht ausreichen.

Autorin: Heide Schinowsky, MdL Brandenburg

Kategorie

Kreisverband | Umwelt & Klima

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